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Tipp des Monats November

von Heiner Drathen (Kommentare: 0)

Wie Missverständnisse entstehen

Von ICH-Botschaften und DU-Botschaften

„Du bist schon wieder so spät nach Hause gekommen!“ So oder ähnlich beginnen unsere Beschwerden über das Tun oder Lassen unserer Mitmenschen. Auch im Beruf: „Sie hören mir einfach nicht richtig zu.“ Und schon beginnen die Rechtfertigungen oder gar Gegenangriffe: „Ich hatte so viel zu tun.“ oder „Dann drücken Sie sich halt klarer aus!“
Wohin das führt haben wir in unserem letzten Tipp besprochen. Jetzt interessiert uns die Frage: Was passiert hier?

Bereits in den siebziger Jahren hat der Hamburger Kommunikations-Psychologe Friedemann Schulz von Thun ein Modell vorgeschlagen, das am besten solche Gesprächssituationen erklärt.
In aller Kürze: Ein Satz wie oben transportiert versteckte Botschaften, die unser Unterbewusstsein aber sehr deutlich wahrnimmt. Uns interessieren heute vor allem zwei seiner vier Kategorien, nämlich die Selbstkonzept-Botschaft und die Beziehungs-Botschaft.

(Um vollständig zu sein, daneben gibt es noch die Sachbotschaft und die Appell Botschaft. Darum kümmern wir uns in einem späteren Tipp des Monats.)

Nehmen wir unser Beispiel von oben: „Du bist schon wieder so spät...“

Als Beziehungs-Botschaften stecken darin Sätze wie etwa:

  • Du bist unzuverlässig
  • Du interessierst dich nicht für mich
  • Dir sind andere Dinge wichtiger als deine Ehe

Als Selbstkonzept-Botschaft:

  • Ich habe mir Sorgen gemacht
  • Ich ärgere mich, weil das Essen kalt geworden ist
  • Es ist mir peinlich, dass ich unser Treffen mit Freunden absagen musste

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Dumm ist nun, dass wir gar nicht anders können. Wir hören mit dem Beziehungs-„Ohr“, wenn Sätze mit „Du hast...“, „Sie sind....“, „Ihr tut...“ oder ähnlich beginnen; auch wenn es dem Sender um Selbstkonzept geht. Und wenn wir die Beziehungs-Botschaft hören, dann fühlen wir uns angegriffen. Damit können wir eines von drei Dingen tun:

  • Gegenangriff -> „Du hast es gerade nötig.“
  • Flucht/Rechtfertigung -> „Es war so viel zu tun im Büro.“
  • Totstellen/Schweigen -> „         “

Nur eines geht dann nicht mehr: sich partnerschaftlich darum zu kümmern, wie die Situation besser wird. Und deshalb überlegen Sie sich gut, wie Sie demnächst Ihre Beschwerden vortragen. Sie werden sich wundern, wie anders die Gespräche laufen, wenn Sie es mit ICH-Botschaften versuchen.
Machen Sie sich den Spaß und hören Sie einem Gespräch einfach nur zu. Dabei achten Sie mal auf die versteckten Botschaften. 
Welche hören Sie? Was erfahren Sie über den Sender? Was über den Empfänger?

Lassen Sie uns teilhaben an Ihren Erkenntnissen und Fragen. Schreiben Sie sie uns.
Bleiben Sie experimentierfreudig und neugierig.

 
 

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